Lichtspulen des Stators massefrei umbauen
Um mehr Lichtstrom zu erhalten, oder besser um potentiel verfügbaren Lichtstrom nicht ungenutzt zu lassen, kann die Zündgrundplatte — genauer gesagt der Stator der Lichtmaschine — umgebaut werden, so dass die Lichtspulen keine Verbindung zu Masse mehr haben.
Nach diesem Umbau kann, wie bei der VAPE-Zündung auch, ein elektronisch modern ausgelegter Vollwellenregler verwendet werden, der nicht nur eine sondern beide Halbwellen des Wechselstroms aus der Lichtmaschine nutzt.
Wer mehr auf dem Oszi sehen will ist in diesem GSF-Topic richtig.
Ausgangslage
Am Beispiel des Stators einer PX Lusso:
Bl
: Ende der 4 in Reihe geschalteten Lichtspulen, Abgangblaues
Kabel zum Spannungsregler- A: Anderes Ende der 4 in Reihe geschalteten Lichtspulen, Metall des Stators, somit Masse
Sw
/B: ebenfalls Metall/Masse und Abgangschwarzes
Kabel zum Spannungsregler
Der einfache 3-polige GGM-Regler macht nun aus dem
drehzahlabhängigen ungeregelte Wechselstrom zwischen Schwarz
(Masse) und Blau
geregelten Wechselstrom, indem er beim Erreichen eines definierten Schwellenwerts
die Spulen kurzzeitig trennt oder auf Masse legt).
Dabei verwenden alle "alten" Regler-Schaltungen und auch viele andere (z.B. der VAPE R54)
mehr oder weniger nur eine der beiden Halbwellen des Wechselstroms, sie lassen die 2.
Halbwelle jenseits des Nulldurchgangs weitgehend ungenutzt.
Bei Leerlaufdrehzahl kommen dann z.B. nur effektiv 6,45 Volt Wechselstrom heraus:
Zur Nutzung dieser verlorenen Energie wird ein massefrei verdrahteter Stator benötigt, der keine Verbindung der Lichtspulen zum Metall aufweist, wie auch der VAPE-Stator. Es müssen also die Punkte A und B im oberen Bild des Stators von Masse getrennt und direkt miteinander verbunden werden:
Schwarzes
Kabel an B von Masse trennen- Ende der Spulenleitung an A von Masse trennen
Bearbeitung
Die Vergussmasse an den Masse-Punkten B und eventuell A entfernen, Das schwarze
Kabel bei
B von Masse ablöten, den Spulendraht bei A möglichst knapp an der Lötverbindung
abzwicken.
Anschließend eventuell vorhandenen Isolierlack des Spulendrahts am Ende A auf ca. 6 mm bis 8 mm entfernen — z.B. mit einem Cutter abschaben wie beim Gurken schälen.
Neue Verbindung
Das jetzt lose Ende des schwarzen
Kabels und das Ende der letzten Spulenwicklung sind
jetzt frei schwebend und werden direkt miteinander verbunden, statt wie bisher über
Masse. Das folgende Bild zeigt in Orange
die Verlängerung des schwarzen
Kabels bis zur
Spule.
Bei guten originalen Piaggio-Zündgrundplatten lohnt es sich auf jeden Fall, defekte Leitungen gleich komplett neu zu machen. Bei Kabel Schute z.B. gibt es konfektionierte Reparatursätze mit FLRY-Leitungen.
Das schwarze Kabel ist nicht lange genug, um es nach innen zu ziehen, es muss verlängert werden. Die neue Verbindung weit genug außen verlegen und am besten in der Position fixieren:
Ein Stück Leitung mit Silikonmantel und 1,0 qmm Querschnitt reicht völlig. auch ein Stück NYM-Ader tut es zur Not, ist jedoch nur bis 70 °C spezifiziert.
Für das Verbinden von Leitung und Draht eignen sich Aderendhülsen, in denen beide Enden miteinander verpresst werden. Danach mit Lötzinn füllen, siehe GSF-Topic. Auf jeden Fall abschließend mit Schrumpfschlauch umhüllen. Ein Lötkolben mit über 70 Watt Leistung ist zumindest beim Entlöten angebracht.
Für das Fixieren der Verbindung kann neben Plasti-Dip auch aushärtender Schraubensicherungslack verwendet werden, Heißkleber eher nicht...
Es kann auch ein neues, zusätzliches Kabel in den Strang zum Kabelkästchen eingezogen werden. Im 4-poligen Modulstecker der Kabel sind noch 2 Steckplätze frei
Masse am Kabelbaum
In einigen orignalen, Nachbau- und erst recht selbst gestrickten Kabelbäumen ist aus Gewohnheit das schwarze Kabel zwischen Lichtmaschine und Spannungsregler ebenfalls mit Masse verbunden: Meist wird die Masse aller Verbraucher zusammen mit diesem schwarzen Kabel auf Metall gelegt. Hier muss (mit Regler sowie Stator abgesteckt) nachgemessen werden, eventuell vorhandene Masseverbindungen müssen getrennt werden — Oder man zieht gleich ordentlich ein neues Kabel unter dem Tank vom Motor zum Regler.
Nach dem Umbau
Jetzt kann ein Vollwellen-Regler wie z.B. der VAPE R102 verbaut und somit das gesamte Bordnetz auf Gleichspannung umgestellt werden.
Durch die Verwendung beider Wechselstrom-Halbwellen liegt bereits bei geringeren Drehzahlen
mehr Leistung an und die Maximalleistung der Lichtmaschine erhöht sich ebenfalls. Bei der
Verwendung eines Reglers mit Puffer-/Glätt-Kondensator (VAPE R102
, Powerdynamo 7300
)
ist nochmals mehr und stabilere Leistung erreichbar:
Zusammen mit einer "Batterie", also einem Akku als weiterem Puffer sind dann alle Möglichkeiten offen.